Das Wort stammt vom griechischen „skol“, was so viel bedeutet wie drehen oder wenden.

Eine Skoliose, medizinisch auch Scoliosis genannt, ist eine seitliche Verkrümmung und Verdrehung der Wirbelsäule. Diese Veränderung der eigentlichen Wirbelsäulen-Form hat einige Folgen:

 

  1. Das Problem beginnt mit der laterale Biegung der Wirbelsäule – sie bildet dadurch eine C- oder S-Form, statt einer gesunden, geraden Linie. Gleichzeitig dreht sich die Wirbelsäule auch um die eigene Achse. Wenn sich die Wirbelsäule seitwärts krümmt, drehen sich auch einzelne Wirbel und erinnern dadurch an die Stufen einer Wendeltreppe.
  2. Da die Rippen an den Wirbeln befestigt sind, kann diese Drehung der Wirbelsäule Dysbalancen am Brustkorb oder dem gesamten Oberkörper verursachen, so z.B. einen “Buckel” oder eine Vorwölbung auf einer Seite des Rückens.
  3. Dadurch wiederum entsteht eine Dysbalance in den Schultern, die Schulterblätter abduzieren von der Wirbelsäule.
  4. Die Verbindung von Rhomboid und Serratus ist ungünstig.
  5. Die Schultern neigen dazu, nach vorn zu fallen.
  6. Die Hüften verwringen sich, also drehen ungünstig.
  7. Dadurch verlagert sich auch das Zentrum des Gleichgewichts.
  8. Es entsteht eine Kompression der inneren Organe, besonderes von Lunge und Herz.
  9. Die Knochenstruktur ändert sich.

1. Skoliose verstehen – Klassifizierung von Skoliose

Wir unterscheiden zwischen struktureller und funktioneller Skoliose:

Die strukturelle Skoliose:
Mehr als 80% aller Skoliose-Fälle sind struktureller Natur.
Die Ursache hierfür ist immer noch unbekannt. Daher werden sie auch“„idiopathisch” genannt, also ohne erkennbare Ursache.
Sie kommt besonders häufig bei jugendlichen Mädchen vor.

Die idiopathische Skoliose wird bei Kindern zwischen Geburt und drei Jahren allgemein kindliche bzw. „infantile” Skoliose genannt, bei Jugendlichen im Alter von vier bis zehn Jahren „juvenile” und bei Heranwachenden zwischen elf und achtzehn Jahren „adoleszente “Skoliose. Bei erwachsenen Patienten über achtzehn sprechen wir von einer „adulten” Skoliose.

Zu den bekannten Einflüssen der Entstehung gehören: angeborene Wirbelsäulen-Fehlbildungen (kongenitale Skoliose), neurologische Störungen (neuromuskuläre Skoliose), sowie genetische Voraussetzungen und einige andere Faktoren.

Die funktionelle Skoliose:
Sie tritt meist kompensatorisch bei Beinlängendifferenzen auf und erreich nie die hohen Krümmungsgrade idiopathischer Skoliosen.

Anatomische fixierte sekundäre Skoliosen können auch durch Wirbelfrakturen, Knochenfehlbildungen und Nervenerkrankungen auftreten. Auch Schutzhaltungen aufgrund von Schmerzen (z.B. Bandscheibenvorfall) können zu einer Seitverbiegung der Wirbelsäule führen.

Funktionelle Skoliosis kann auch durch ein zu schwaches Fussgewölbe und die Supination der Füsse ausgelöst werden. Dadurch fallen die Schienbeine zueinander, was Einfluss auf die Knie und die Hüfte hat. Bei der funktionellen Skoliosis findet die Veränderung nicht in der WS statt, sondern nur in der Muskulatur.

2. Arten der Krümmung bei Skoliose

Skoliose wird auch nach der Art der Ausprägung unterschieden. Je nach Form und Intensität der Wirbelsäulenkrümmung spricht man von:

  • C-förmige Skoliose: Diese Form der Skoliose ist gekennzeichnet durch eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule, die wie ein C aussieht.
  • S-förmige Skoliose: Bei dieser Form der Skoliose ist die Wirbelsäule in zwei Kurven gekrümmt und sieht aus wie ein S.
  • Thorakale Skoliose: Bei dieser Form der Skoliose spricht man, wenn die Krümmung der Wirbelsäule in der Brustwirbelsäule (Thoraxbereich) auftritt.
  • Lumbale Skoliose: Hierbei handelt es sich um eine Krümmung der Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich.
  • Doppelte Krümmung: Bei dieser Form der Skoliose hat die Wirbelsäule zwei Kurven, die in entgegengesetzte Richtungen verlaufen.

Welche Form der Skoliose jeweils vorliergt, wird durch körperliche Untersuchung und Röntgenbilder diagnostiziert.

Yoga und Skoliose

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3. Mögliche Symptome bei Skoliose

Skoliose kann zu verschiedenen Symptomen führen, abhängig vom Schweregrad der Wirbelsäulen-Krümmung. Die häufigsten Symptome sind:

  • Chronische Schmerzen
  • ISG-Problematik
  • Probleme mit dem Herzen
  • Probleme mit der Atmung
  • Ischias-Problematik
  •  Schlaflosigkeit
  • Depressionen
  • Muskelungleichgewicht,
  • Kompensation (der Körper ändert seine Haltung, um Stress abzubauen, und erzeugt mehr Stress)
  • Eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule (möglicherweise Hypermobilität in anderen Gelenken)
  • Eingeschränkte Brustkorbausdehnung/Atmungsdysfunktion
  • Arthrose
  • Stenose (Verengung des Wirbelsäulenkanals)
  • Einige Untersuchungen deuten auf eine verzögerte Menarche hin.
  • Rückenschmerzen

4. Behandlungsmöglichkeiten

Grundsätzlich kann eine Skoliose durch gezielte Bewegung, verstärktes Haltungsbewusstsein, Beobachtung des eigenen Körpers und informierte Körperarbeit gelindert werden. Besonders bei Wirbelsäulenversteifung, die normalerweise erst bei einer Krümmung von 40 Grad oder mehr auftreten kann, hilft Bewegung.

Leichte und mittelgradige Skoliosen können mit Physio- oder Yoga Therapie behandelt werden.

Schwere Skoliosen wiederum müssen im Zweifel operativ behandelt werden: ursprünglich setzte man dern sogenannten Harrington-Stab ein, einen Metalldübel, an dem Wirbelkörper befestigt werden. Heute wird mit umfangreicheren Verdrahtungen in 3 Dimensionen gearbeitet.
Mögliche Probleme im Rahmen von operativen Skoliose-Korrekturen sind Verlust der Beweglichkeit, Infektionen, Bruch des Materials sowie allergische Reaktionen.

Yoga kann für Menschen mit Skoliose eine hilfreiche Ergänzung zur medizinischen Behandlung sein, da es die Beweglichkeit, Stabilität und Symmetrie des Körpers zu verbessern vermag. Allerdings sollten Menschen mit Skoliose bei der Wahl der Yoga-Übungen und der Intensität der Praxis achtsam sein und sich an erfahrenen Yoga-Lehrende wenden, die sich mit Skoliose auskennen.
Einige nützliche Yoga-Übungen für Menschen mit Skoliose:

  • Tadasana (Berghaltung): Die Berpose kann helfen, die Ausrichtung der Wirbelsäule zu optimieren und damit die Körperhaltung zu korrigieren.
  • Utthita Trikonasana (Dreieck): Diese Pose kann die Krümmung der Wirbelsäule reduzieren und stärkt die Bein- und Rumpfmuskulatur.
  • Bhujangasana (kleine Kobra): Diese Pose unterstützt die Streckung der Wirbelsäule und öffnet den Brustbereich, was für Menschen mit Skoliose besonders vorteilhaft ist.
  • Ardha Matsyendrasana (halbe Lordosen-Drehung): Diese Pose dehnt und kräftigt die Muskulatur der Wirbelsäule.

Yoga und Yoga Therapie können im Falle einer Skoliose-Diagnose unterstützend eingesetzt werden. Zunächst sollte jedoch schulmedizinisch abgeklärt werden, um welche Form und welchen Schweregrad der Erkrankung es sich handelt. Grundsätzlich gilt: je früher die Diagnose gestellt wird, umso größer sind die Chancen auf eine deutliche Verbesserung.

Auch bei möglicherweise notwendigen schulmedizinisch Maßnahmen kann ergänzend ayurvedisch und mit Yoga Therapie behandelt werden.

Durch die abnormale Form der Wirbelsäule können Verspannungen der Muskulatur und fasziale Verklebungen entstehen, welche in der Folge wiederum Auswirkungen auf den restlichen Skelett- und Muskelapparat haben können. Yoga und Yoga Therapie können diese Symptome lindern.

Um eine optimale Wirkung der Yoga Praxis zu erzielen, bedarf es regelmäßiger Übung und korrekt ausgeführter Körperhaltungen. Daher und weil jede Skoliose individuell ist, ist auch individuelle Yoga Therapie empfehlenswert.

Wir von Healing Wisdom haben zwei Videos zum Thema Skoliose für Dich vorbereitet. Eines erklärt die Erkrankung Skoliose, das zweite zeigt Dir eine Praxis mit yogatherapeutischem Ansatz. Hast Du noch Fragen dazu? Melde Dich gerne bei uns oder unsere Yoga Lehrer:innen und Yoga Therapeut:innen.

5. Skoliose und Yoga: Do´s and Dont´s

Do’s:

  • Mache asymmetrische Posen, an der „ schwachen Seite“ zweimal oder bleibe an der Seite länger.
  • Benutze Spiegel und praktiziere Selbstbeobachtung, um Länge und Neutralität in der Wirbelsäule zu gewährleisten.
  • Core stärken und Rückenmuskulatur stabilisieren, um neutrale Haltung einzunehmen, besonders beim Halten von starken und herausfordernden Posen.
  • Praktiziere Pranayama.
  • Durch langsames und achtsames Praktizieren, erschaffe gezielt Raum im Oberkörper und verlängere die Muskeln zwischen den Rippen.
  • Praktiziere Yin- oder Restaurative Yoga.
  • Praktiziere seitliches Shavasana, um möglichen Druck aus der Wirbelsäule zu nehmen.

Dont’s:

  • Starke Umkehrhaltungen: Verzichte auf Umkehrhaltungen ohne Unterstützung, besonders bei starker oder schmerzhafter Skoliosis
  • Perfektionismus: Bedenke, dass sich viele Posen links anders anfühlen und anders aussehen können als rechts.
  • Ungeduld: Bleibe geduldig, falls die Entwicklung/Verbesserung deiner Körperhaltung langsam voran geht.
  • Übermäßige Beugung unter Belastung: Praktiziere sanft und achtsam und höre genau auf deinen Körper.
  • Hin- und herrollen auf der Matte in Beugung: Schone deine Wirbelsäule so gut wie möglich, da sie ohnehin schon einer erhöhte Belastung ausgesetzt ist.
  • Sequenzen, die eine Seite über längere Zeit belasten: Versuche möglichst sanft und ausgleichend beide Körperseiten zu aktivieren.

Allgemein sollte vermieden werden:

  • Schwere Lasten tragen
  • Sport mit hoher Belastung

6. Ayurveda und Skoliose

Wir stellen dir hier einige Ansätze vor, wie Ayurveda die Behandlung von Skoliose unterstützen kann:

  • Massagen: Massagen können helfen, die Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu fördern, was zu einer Abschwächung der Symptome führen kann. Auch drohende oder bereits vorhandene einseitige Abnutzungserscheinungen in den Geweben, bedingt durch die schiefe Körperstellung, können durch die nährenden und lösenden Eigenschaften der Öle positiv beeinflusst werden.
  • Yoga: In Verbindung mit Ayurveda kann Yoga eine wertvolle Methode sein, um die Symptome von Skoliose zu lindern. Beachte jedoch unbedingt, dass nicht alle Yoga-Posen für Betroffene von Skoliose geeignet sind. Suche dir erfahrene Yoga Lehrende.
  • Ernährung: Ayurveda betont die Bedeutung einer ausgewogenen und dosha-gerechten Ernährung, um das Wohlbefinden zu fördern. Im Falle von Entzündungen, die mit Skoliose einhergehen können, kann eine Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln ist, zur Linderung der Entzündung beitragen.
  • Kräuter: Ayurvedische Kräuter wie Ashwagandha, Shatavari und Guggulu können das Vata-Dosha beruhigen und Entzündungen reduzieren.
  • Ganzheitliche Sichtweise: Der holistische, ayurvedische Ansatz hinterfragt auch die psychische Komponente. Welche Ereignisse in meinem Leben haben zu dieser Schieflage geführt? Gibt es Gründe warum ich nicht aufrecht durchs Leben laufen kann? Was hat mich dazu gebracht, einzuknicken?

7. Abschließende Bemerkung

Persönliche Empfehlung von Ilana: Ich persönlich möchte dir, ergänzend zu den genannten Vorschlägen und Behandlungsansätzen, eine Auseinandersetzung mit dir selbst und deinem Platz in dieser Welt ans Herz legen. Nimm dir etwas Zeit für dich und frage dich:

Welchen Raum nehme ich mir für mich? Was brauche ich, um mich aufrichten und mich in meiner vollen Größe zeigen zu können? Was brauche ich, um mich in mir und meinem Leben sicher zu fühlen?

Übe dich in Entschlossenheit und Selbstsicherheit. Vertraue dem grundsoliden Fundament deines Selbst. Traue dich, dich für deinen Platz auf dieser Erde stark zu machen, deinen Raum einzunehmen.

Ilana Begovic
Namaste, ich bin Ilana

Ich bin die Gründerin von Healing Wisdom.

Ich bin zertifizierte Ayurveda-Praktikerin, Yogalehrerin und Yogatherapeutin. Seit über 25 Jahren unterrichte ich Hatha Yoga und Meditation. Mein Stil, Healing Wisdom, ist aus mehreren Traditionen zusammengefasst, die mich in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst haben: Anusara, Hatha Flow, Yoga Therapie, Ashtanga, Iyengar, Restorative, Katonah und Ayurveda.

Healing Wisdom Yoga schöpft aus dem Ayurveda, der Yogaphilosophie und dem Leben selbst und versteht es, tiefe Lehren aus den heiligen Schriften zu nehmen und sie mit Klarheit und Einfachheit zu vermitteln.