Der Bandscheibenvorfall ist eine häufige Rückenerkrankung in Deutschland, die jedes Jahr etwa 180.000 Menschen betrifft. Ein Bandscheibenvorfall kann für viele Menschen eine schmerzhafte und herausfordernde Erfahrung sein.

1. Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Ein Bandscheibenvorfall ist oft schmerzhaft, aber nicht immer. Schätzungsweise 20 Prozent der Menschen unter 40 Jahren haben einen Bandscheibenvorfall, ohne Beschwerden zu haben. Ohne Schmerzen besteht für die betroffenen Personen allerdings auch kein Handlungsbedarf; der Bandscheibenvorfall wird dann bestenfalls im Rahmen einer Routineuntersuchung zufällig entdeckt – oder bleibt völlig unbemerkt und bildet sich irgendwann von alleine zurück. Dieser Prozentsatz steigt mit dem Alter. Ein schmerzloser Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn der Kern der Bandscheibe die äußere Hülle leicht verlässt und die Nervenwurzel nicht beeinträchtigt.

Starke Schmerzen treten auf, wenn ein Bandscheibenvorfall auf das Rückenmark oder die Nerven drückt. Zusätzlich zu den lokalen Beschwerden im Bereich der betroffenen Bandscheibe können je nach betroffenem Abschnitt der Wirbelsäule charakteristische Symptome auftreten, wie

  • ausstrahlende Schmerzen, insbesondere im Bein (Ischias),
  • Taubheit und Kribbeln,
  • Muskelschwäche.

2. Hauptursachen von Bandscheibenvorfällen

Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einem Bandscheibenvorfall führen können:

  • Alter und Verschleiß: Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben an Elastizität und werden anfälliger für Risse und Vorfälle.
  • Verletzungen und Traumata: Unfälle, Stürze oder schwere Belastungen können dazu führen, dass eine Bandscheibe sich verschiebt.
  • Genetische Faktoren: Eine familiäre Veranlagung kann das Risiko eines Bandscheibenvorfalls erhöhen.
  • Lebensstil und Haltung: Eine schlechte Körperhaltung, Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können das Risiko erhöhen.
  • Risikofaktoren: Rauchen und berufliche Belastungen, wie schweres Heben oder langes Sitzen können das Risiko eines Bandscheibenvorfalls erhöhen.
Wirbelsäule

3. Anatomie der Wirbelsäule und Bandscheiben

Die Wirbelsäule besteht aus einer Reihe von Wirbeln, die gestapelt und durch Bandscheiben voneinander getrennt sind. Normalerweise gibt es 24 bewegliche Wirbel in fünf Abschnitten:

  • Halswirbelsäule (HWS): Sie besteht aus sieben Wirbeln und befindet sich im oberen Teil der Wirbelsäule, zwischen dem Schädel und dem obersten Rücken.
  • Brustwirbelsäule (BWS): Sie umfasst zwölf Wirbel und erstreckt sich vom Ende der Halswirbelsäule bis zum Beginn des Lendenwirbelbereichs.
  • Lendenwirbelsäule (LWS): Diese besteht aus fünf großen Wirbeln im unteren Rücken, die den Großteil des Drucks tragen.
  • Kreuzbein (Sacrum): Das Kreuzbein ist ein festes, dreieckiges Knochenstück aus fünf miteinander verschmolzenen Wirbeln und verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken.
  • Steißbein (Coccyx): Das Steißbein ist der unterste Teil der Wirbelsäule und besteht aus vier bis fünf verschmolzenen Wirbeln.
Bandscheibenvorfall

Die Bandscheiben sind dünne, knorpelige Strukturen zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule. Sie dienen als Stoßdämpfer und Puffer, um Stöße und Belastungen zu absorbieren, die auf die Wirbelsäule wirken. Dadurch ermöglichen sie Bewegung und schützen die empfindlichen Nervenstrukturen.
Die Bandscheiben bestehen aus einem äußeren, faserigen Ring (Anulus fibrosus) und einem inneren, gelartigen Kern (Nucleus pulposus). Der äußere Ring ist stark und flexibel, während der innere Kern elastisch ist.
Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn der innere Kern (Nucleus pulposus) der Bandscheibe durch den äußeren faserigen Ring (Anulus fibrosus) bricht oder austretet. Dies kann aufgrund von Alterung, Verletzungen, anhaltender Belastung oder ungünstiger Haltung geschehen.

Ein Bandscheibenvorfall kann dazu führen, dass der auslaufende Kern auf die umliegenden Nerven drückt, was zu typischen Symptomen, wie Schmerzen, Taubheit, Kribbeln und Muskelschwäche führt. Die genaue Lokalisation des Vorfalls in der Wirbelsäule bestimmt die Auswirkungen und Symptome.

4. Ayurveda und Bandscheiben Vorfall

In Ayurveda können verschiedene Faktoren zu Rückenschmerzen führen, darunter äußere traumatische Faktoren (abhighata) und interne Faktoren (nija).

Der untere Rücken (kadi) ist ein vata-spezifischer Bereich, während die Gelenke der Sitz von sleshaka sleshma (kapha) sind. Aufgrund der auslösenden Ursachen (nidanas) kommt es zu einer Vata-Aggravation im Kapha-Sthana.

Dies führt zu einer Erhöhung des ruksha guna (Trockenheitsqualität), was zu einer Reduzierung des Wasserinhalts führt und damit zu einem Bandscheibenvorfall und zur Reizung der Nerven. Das Ziel der Behandlung ist es, die Trockenheit zu reduzieren, den sneha guna (Elastizität) wiederherzustellen und die Bandscheibe neu zu hydratisieren, wobei auch die sogenannten osteophyten oder mala roopa kapha (Kapha-Ablagerungen) entfernt werden. Die Behandlung besteht hauptsächlich in der Anfangsphase aus Vataharam (Beruhigung von Vata) und Kaphaharam (Beruhigung von Kapha) und später aus Brmhanam (Nährung), um die Bandscheibe zu stärken.

5. Yoga Therapie und Bandscheiben Vorfall

Yoga kann bei einem Bandscheibenvorfall helfen, wenn es aus langsamen und kontrollierten Bewegungen besteht. Es umfasst sanftes Dehnen, Kräftigen und viel Atmen, was in Kombination die Haltung und die Körpermuskulatur verbessert. Yoga kann dazu verwendet werden, um Rückenschmerzen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls zu lindern und Verletzungen in der Zukunft vorzubeugen.

Yoga-Posen, die sich auf den unteren Rücken konzentrieren, können Schmerzen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls reduzieren. Dies erhöht die Durchblutung und beschleunigt den Heilungsprozess. Die Praxis von Yoga kann das Bewusstsein und das Verständnis des eigenen Körpers fördern.

Um einen Bandscheibenvorfall zu behandeln, kann Yoga eingesetzt werden. Folgende Vorteile bietet diese Art der Behandlung:

  • Stärkung der Körpermitte
  • Bessere Haltung und Ausrichtung
  • Fördert das Körperbewusstsein
  • Reduziert Muskelverspannungen.
yoga für Bandscheibenvorfall

© 123R - rawpixel

6. Die besten Asanas bei Rückenschmerzen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls

Yoga ist eine großartige Möglichkeit, um die Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls zu lindern. Beispielsweise ist Tadasana, die Berghaltung, eine großartige Methode, um eine Verbindung zum inneren Selbst herzustellen. Dabei sollte ganz besonders auf die Blueprints geachtet werden.

Katze und Kuh:
Die Yoga-Position “Katze und Kuh” öffnet die Wirbelsäule und ermöglicht es den spinalen Flüssigkeiten frei im spinalen Kanal zu zirkulieren. Die Asana wird wie folgt ausgeführt:

  • Beginne damit, dass du in den Vierfüßler-Stand kommst.
  • Deine Schultern sollten über den Handgelenken liegen, die Knie sollten über den Hüften liegen und die Flanken (Seiten) lang bleiben.
  • Atme tief ein und komme langsam in ein kontrolliertes Hohlkreuz (Kuh). Senke deinen Bauch in Richtung Boden, hebe dein Steißbein zur Decke und atme ein.
  • Atme aus, ziehe deinen Bauch ein und in Richtung Wirbelsäule und drücke dich aus den Armen, den Rücken nach oben (Katze)
  • Du wirst die besten Ergebnisse erzielen, wenn du deine Kraft langsam steigerst und die Abfolge mehrmals ausführst

Heuschrecke:
Die Heuschrecken-Haltung kräftigt deinen unteren Rücken und öffnet gleichzeitig deine Brust. Steuere deine Rückenstreckung langsam und sorgfältig, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

  • Lege dich flach auf den Bauch,
  • Atme ein und hebe dann deinen Kopf von der Matte. Hebe deinen Brustkorb, deine Arme und deine Beine nach oben.
  • Deine Beine sollten gestreckt sein, und deine Füße sollten zusammen.
  • Halte deine Hände etwas höher über den Boden.
  • Wenn du die Pose zu schwierig findest, hebe ein Bein vom Boden und lege es auf das andere. Fahre dann mit dem zweiten Bein fort.
  • Halte diese Pose für einige tiefe Atemzüge.

Kobra:
Die Bhujangasana oder Kobra ähnelt der Heuschrecken-Position. Bei dieser Position sollten deine Hände und Füße jedoch auf dem Boden sein.

  • Lege dich flach auf den Bauch.
  • Stelle deine Hände seitlich neben deiner Matte auf und komme auf die Fingerspitzen, die Ellenbogen zeigen nach oben.
  • Atme ein und drücke den Fußspann fest in den Boden bzw. die Matte.
  • Verlängere dein Steißbein zu deinen Fersen.
  • Hebe deinen Oberkörper, ohne zu viel Kraft in die Hände zu geben.
  • Entspanne deine Schultern und lasse genügend Platz zu deinen Ohren.
  • Hebe deinen Brustkorb nicht zu hoch an und erhöhe deine Kraft, Flexibilität, Distanz und Geschwindigkeit langsam.

Herabschauender Hund:
Diese Yoga-Pose entspannt die Wirbelsäule. Sie stärkt die obere Körperhälfte und hilft dabei, die Beinrückseiten zu dehnen.

  • Starte im Vierfüßler-Stand und drücke dich von hier aus nach oben oder starte in der Plank-Position, ohne deine Hände zu bewegen, um den perfekten Abstand zu finden.
  • Um in die Position überzugehen, stelle deine Zehen unter deine Füße und hebe deine Hüften zur Decke.
  • Dein Rücken und deine Arme sind in einer Linie. Strecke dann langsam deine Beine.
  • Die Finger sind breit gefächert und deine Ellenbogen sollten gerade sein.

Dreieckshaltung:
Trikonasana, oder die Dreieckshaltung, ist eine dehnende Rücken- und Flankenhaltung, die deine Beine stärkt und die Hamstrings dehnt.

  • Die Ausgangsposition ist der Ausfallschritt.
  • Richte den hinteren Fuß um 45 Grad nach innen.
  • Ziehe die vordere Hüfte nach hinten, bis das vordere Bein komplett gestreckt ist.
  • Gib den vorderen Handrücken an die Seite des Schienbeins vom vorderen Bein.
  • Beuge langsam das Knie, um die Pose zu verlassen.

Kamelhaltung:
Diese Haltung verbessert die Flexibilität deiner oberen Wirbelsäule, deiner Lendenwirbelsäule und deines oberen Rückens.

  • Komme auf deine Knie und richte die Hüfte genau über ihnen aus.
  • Bringe deine Hände an dein Kreuzbein und übe mit den Händen einen Zug nach unten aus.
  • Drücke deine Oberschenkel nach hinten und hebe gleichzeitig deinen Herzraum nach oben.
  • Der Kopf ist in Verlängerung der Wirbelsäule.
  • Atme tief und langsam aus.
  • Bleibe solange in der Position, wie du dich wohl fühlst.

Wir haben auch hier zwei Videos für dich vorbereitet, die speziell für die Fälle von Bandscheibenvorfällen, einschließlich akuter Bandscheibenvorfälle, optimal sind. Zum Ansehen kannst du hier klicken. Wenn du mehr über orthopädische Erkrankungen erfahren möchtest und Yoga therapeutisch anwenden möchtest, bieten wir als Teil unserer 300-stündigen Yoga-Therapie-Ausbildung auch den Kurs ‘Orthopädie’ an. Das kannst du hier anklicken.

8. Psychosomatik und Bandscheiben Vorfall

Es ist wichtig zu verstehen, dass Körper und Geist eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Emotionen, Gefühle und Gedanken haben immer physische Auswirkungen, auch wenn die Intensität dieser Reaktionen variieren kann. Oft äußern sich diese physischen Reaktionen in Form von Muskelspannungen oder -entspannungen.

Wenn wir beispielsweise Wut empfinden, spüren viele von uns diese Emotion im Bauch, was letztendlich eine Form von Muskelanspannung darstellt. Manchmal äußert sich Wut jedoch auch in verspannten Unterarmen. Obwohl wir innerlich wütend sein können und den Drang verspüren, physisch aktiv zu werden, unterdrücken wir dies oft. Dennoch zeigt sich dieser innere Konflikt durch die Anspannung der Unterarmmuskulatur.

Die Beispiele der Anspannung im Bauch oder in den Unterarmen verdeutlichen, wie Gedanken und Gefühle immer zu einer Veränderung der Muskelspannung führen, auch wenn diese Veränderung manchmal so subtil ist, dass sie kaum wahrnehmbar erscheint. Es ist wichtig, diese Verbindung zwischen Körper und Geist zu erkennen und sie in Einklang zu bringen, um ein inneres Gleichgewicht und Wohlbefinden zu erreichen.

5. Abschließende Bemerkung

Persönliche Empfehlung von Ilana: Wenn du dich unter schweren Lasten siehst und das Gefühl hast, dass alles überwältigend geworden ist – besonders wenn ein langer Weg vor dir liegt – dann kann es passieren, dass du schließlich erschöpft zusammenbrichst und in die Knie gehst. Vielleicht warst du zu hart und unnachgiebig dir selbst gegenüber. Du hast funktioniert und dich nach den Regeln der Gesellschaft gerichtet. Doch nun gibt es eine Unsicherheit in dir: Wer bin ich, unabhängig von der äußeren Welt und meinen Pflichten? Vielleicht hast du dich selbst vernachlässigt, und deine Gefühlswelt ist steif und innerhalb enger Grenzen eingeschränkt.

Ich empfehle dir, anstelle allgemeiner Gesetze und Strukturen, deine eigenen Grundlagen zu schaffen. Fühle dich in deinem inneren, unveränderlichen Selbst sicher und geschützt. Zeige der Welt, wer du wirklich bist und wie du dich fühlst. Höre auf deine eigene Natur und auf deine spontanen Gefühle und Impulse. Lass dich nicht länger von den Erwartungen anderer leiten.

Ilana Begovic
Namaste, ich bin Ilana

Ich bin die Gründerin von Healing Wisdom.

Ich bin zertifizierte Ayurveda-Praktikerin, Yogalehrerin und Yogatherapeutin. Seit über 25 Jahren unterrichte ich Hatha Yoga und Meditation. Mein Stil, Healing Wisdom, ist aus mehreren Traditionen zusammengefasst, die mich in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst haben: Anusara, Hatha Flow, Yoga Therapie, Ashtanga, Iyengar, Restorative, Katonah und Ayurveda.

Healing Wisdom Yoga schöpft aus dem Ayurveda, der Yogaphilosophie und dem Leben selbst und versteht es, tiefe Lehren aus den heiligen Schriften zu nehmen und sie mit Klarheit und Einfachheit zu vermitteln.