Bevor ich mich entschieden habe, mich ausschließlich dem Unterrichten zu widmen, habe ich 6 Jahre lang ein Yoga und Ayurveda Hotel auf Mallorca betrieben und war anschließend ebenfalls ca. 6 Jahre in meiner Ayurveda und Yoga Therapie Praxis tätig. Im Laufe dieser 12 Jahre durfte ich viele Klientinnen und Klienten begleiten. Und einer der häufigsten Gründe, weswegen sie zu mir kamen, war: chronische Schmerzen.
In besonderer Erinnerung ist mir eine damals 14-jährige Klientin geblieben, die mit ihrer Mutter zu mir kam. Ihre Verzweiflung und ihre Geschichte waren herzzerreißend.
Seit sie 9 war hatte sie mit Schmerzen im unteren Rücken zu kämpfen. Die zunächst eher leichten Schmerzen wurden auf das Wachstum geschoben, ihre Muskulatur sei zu schwach, der Schulranzen zu schwer. Die nächste Vermutung war, dass sie simuliere, auf zusätzliche Aufmerksamkeit erpicht sei. Im Laufe der Jahre standen Diagnosen wir Fibromyalgie und Morbus Chron im Raum, auch Morbus Bechterew wurde in Betracht gezogen. Als sich nichts dergleichen bestätigte, entschieden die Ärzte als sie 12 war, eine Therapie mit Schmerzmitteln durchzuführen.
Als ich das Mädchen mit 14 kennenlernte, hatte sie die Hoffnung auf Heilung bereits aufgegeben, war tief frustriert und – verständlicherweise – regelrecht feindselig jeder neuen Behandlungsform und behandelnden Person gegenüber. Die Jahre mit beängstigenden, demütigen und belastenden Erfahrungen hatten sie gezeichnet: zusätzlich zu den Schmerzen hatten sich Begleitsymptome wie chronische körperliche Behinderung, Angstzustände, Schlafstörungen, Schulabwesenheit und sozialen Rückzug entwickelt.
Auch das ganze Familiensystem war schwer beeinträchtigt, wie die Mutter berichtete.
1. Chronische Schmerzen auch bei Kindern
Jüngste epidemiologische Daten haben mit der einstigen Annahme aufgeräumt, chronische Schmerzen seien ein reines Erwachsenenproblem. Chronische und wiederkehrende Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen haben inzwischen eine Punktprävalenz von mindestens 15 %. Mädchen berichten häufiger über Schmerzen als Jungen, die Inzidenz erreicht ihren Höhepunkt im Durchschnittsalter von 14 Jahren. Die häufigsten Beschwerden sind Kopfschmerzen, gefolgt von wiederkehrenden Bauchschmerzen und Schmerzen des Bewegungsapparats.
2. Was ist Schmerz? Die Entstehung von aktuen und chronischen Schmerzen
Das Gehirn und die Nerven in der Wirbelsäule, die sogenannten Spinalnerven, bilden das zentrale Nervensystem. Diese Spinalnerven leiten Nachrichten aus dem Körper an das Gehirn weiter, um den jeweiligen Körperzustand mitzuteilen.
Das Gehirn funktioniert wie eine Schaltzentrale, die auf der Grundlage dieser Meldungen entscheidet, was zu tun ist. Manche der Nachrichten aus dem Körper lassen das Gehirn entscheiden, einen Alarmzustand auszurufen – es sendet Schmerzsignale, als Zeichen für einen ungünstigen Zustand irgendwo im Körper.
Nun passiert es aber leider manchmal, dass das Gehirn auf Alarm schaltet und Schmerz beauftragt, ohne ersichtliche Ursache im Körper. Es fehlinterpretiert die empfangenen Nachrichten aus dem Körper vermeintlich.
Normalerweise klingen Schmerzen mit der Zeit ab – spätestens durch Wiederherstellung der Ordnung im Körper.
Manchmal aber sendet das Gehirn weiterhin Schmerzsignale aus. Diese Signale sind oft schwer zu stoppen, häufig intensiv und scheinen ohne ersichtlichen Grund zu sein.
Wichtig zu wissen: dieser Schmerz, wenn er auch ohne erkennbare Ursache entsteht, ist dennoch real und mitnichten eingebildet oder simuliert!
Nicht ernstgenommen zu werden, ist für viele Betroffene eines der größten Probleme neben den Schmerzen selbst.
3. Was sind chronische Schmerzen? Eine Definition
Es ist nicht vorhersehbar, wessen Schmerz chronisch werden wird. Aber wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, chronische Schmerzen zu entwickeln, während oder nach Zeiten von Stress oder Unzufriedenheit höher ist.
Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die länger als drei bis sechs Monate auftreten. Die Schmerzen können anhaltend oder wiederkehrend sein und können überall im Körper auftreten.
Je nach Intensität führen chronische Schmerzen zur Beeinträchtigung des täglichen Lebens, wirken sich also beispielsweise auf die Arbeit, das sozialen Leben und die Selbstfürsorge aus.
Begleitsymptome wie Depressionen, Angstzustände, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Reibarkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen sind im Verlauf nicht selten und verschlimmern die Schmerzen zusätzlich. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.
4. Wo haben Menschen chronische Schmerzen?
Chronische Schmerzen können in verschiedenen Formen und Intensitäten im ganzen Körper auftreten. Häufige Arten von chronischen Schmerzen sind:
- Kopfschmerzen, einschließlich Migräne
- Gelenkschmerzen
- Schulter-Nacken Schmerzen
- Rückenschmerzen
- „Krebsschmerzen“ in der Nähe eines Tumors
- Hodenschmerzen (Orchialgie)
- Anhaltende Schmerzen in Narbengewebe
- Muskelschmerzen in bestimmten Muskeln oder am ganzen Körper
- Neurogene Schmerzen, die auf eine Schädigung der Nerven oder anderer Teile des Nervensystems zurückzuführen sind.
5. Wie häufig sind chronische Schmerzen?
Chronische Schmerzen sind sehr weitverbreitet und einer der häufigsten Gründe für Arztbesuche. Ca. 25 % der Erwachsenen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen.
6. Was sind die Ursachen chronischer Schmerzen?
Teilweise haben chronische Schmerzen eine offensichtliche Ursache, beispielsweise Erkrankungen wie Arthritis, Diabetes, Rheuma, Endometriose, Reizdarmsyndrom oder Krebs, die anhaltende Schmerzen verursachen können.
Manche Verletzungen und Krankheiten können zu Veränderungen im Körper führen, die den Menschen schmerzempfindlicher werden lassen. Dieses veränderte Schmerzempfinden hält mitunter auch noch an, wenn die ursprüngliche Verletzung oder Krankheit bereits abgeheilt ist. Auch Verstauchungen, Knochenbrüche oder kurzzeitige Infektionen können zu chronischen Schmerzen führen.
Viele Menschen haben aber chronische Schmerzen, die nicht mit einer körperlichen Verletzung oder Krankheit zusammenhängen. Dieses Schmerz-Phänomen bezeichnet man als psychogenen Schmerz oder psychosomatischen Schmerz. Auslöser hierfür sind psychologische Faktoren wie Stress, Trauma, Ängste und Depressionen. Grund für den Zusammenhang von psychischen Faktoren und Schmerz könnte laut Wissenschaft ein niedriger Endorphin-Spiegel im Blut sein. Endorphine sind natürliche Hormone, die positive Gefühle auslösen und Schmerzen lindern.
7. Wie fühlen sich chronische Schmerzen an?
In welcher Art chronische Schmerzen auftreten, ist ganz unterschiedlich. Selbst bei ein und derselben Erkrankung können die Schmerzen von Mensch zu Mensch oder von Tag zu Tag variieren. Mögliche Schmerzarten sind
- Ziehen
- Brennen
- Stechen
- Drücken
- Steifheit
- Stechen
- Pochen
8. Was kann ich für mich tun? Selbsthilfe bei chronischen Schmerzen
Schon kleine Aktionen können im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen eine große Verbesserung für die Lebensqualität bedeuten.
Diese Maßnahmen, die das Leid und die Beeinträchtigung durch chronische Schmerzen reduzieren, bezeichnet man als Schmerzmanagement.
Hier 5 konkrete Tipps zur Selbsthilfe:
Tagesplanung – Zu wissen, was auf uns zukommt, entspannt uns und unser Nervensystem, was das Schmerzempfinden reduziert. Und du kannst gezielt kleine Highlights einplanen, die dir Freude bereiten, wie ein Tee in der Sonne. Denk auch an ausreichend Ruhe und Pausen zwischendurch.
Entspannung erlernen – Bei Stress sind wir nachweislich schmerzempfindlicher. Unter Schmerzen zu entspannen, kann sehr heraufordernd sein, es lohnt sich aber unbedingt. Beginne mit kurzen Einheiten und steigere langsam die Dauer.
Körperliche Betätigung, regelmäßig und angenehm – Bewegung ist heilsam für Körper, Geist und Psyche. Diese Bewegung darf angenehm sein, kurze Einheiten sind besser als keine. Spaziergänge, Tanz oder Schwimmen – finde die Bewegung, die dir leichtfällt und Freude macht.
Austausch – Das Reden mit der Familie oder im Freundeskreis schafft Nähe, die wiederum das Nervensystem beruhigt und somit das Schmerzempfinden reduziert.
Spaß – Das natürlichste Schmerzmittel ist Freude. Was hat dir vor den Schmerzen Spaß gemacht? Nimm diese Dinge wieder in dein Leben auf oder finde neue Gründe für Freude. Probiere dafür ruhig auch Dinge aus, die du noch nie getan hast.
9. Chronische Schmerzen aus Sicht von Yoga und Ayurveda
Im Ayurveda begrüßen und akzeptieren wir Schmerz. Zwar versuchen wir auch, ihn zu lindern, aber wir erkennen ihn gleichermaßen als vielschichtige Botschaft an uns.
Hinter der unmittelbaren Anweisung „Hör auf, diesen Körperteil zu benutzen!“ verbirgt sich die Aufforderung, auf unser Leben zu schauen und zu entdecken, was wir tun, um dieses Leid zu verursachen.
Neigst du dazu, die Botschaften deines Körpers zu ignorieren, bis der Schmerz dich überwältigt? Versuche, das Problem früher zu erkennen.
Bestimmte unbewusste Gewohnheiten – den Atem anhalten, die Muskeln chronisch anspannen, Emotionen unterdrücken, übermäßig verarbeitete, raffinierte Lebensmittel essen, zu viel Koffein oder zu wenig Wasser zu sich nehmen – machen uns anfälliger für Schmerzen, weil sie Vata erhöhen. Das Vata-Dosha ist immer beteiligt, wenn Schmerzen auftreten.
Wenn du einen Schritt zurücktrittst und beobachtest, welche deiner Gewohnheiten und Tätigkeiten möglicherweise hinderlich sind, kannst du beginnen, deine Schmerzen auf natürliche Weise aufzulösen.
Da jeder Mensch individuell ist, ist es sinnvoll, dich von einem Ayurveda-Praktizierenden begleiten zu lassen und einem speziell auf deine Bedürfnisse abgestimmtem Programm zu folgen.
Zwischenzeitlich gibt es einige Ansätze, die für alle unter chronischen Schmerzen leidende Personen hilfreich sein können:
1. SYSTEMATISCHE ENTSPANNUNG
Ehe du das nächste Mal ein Medikament gegen die Symptome einnimmst, lege dich stattdessen 10 Minuten für eine tiefe Entspannung in Shavasana (Totenstellung). Diese Übung kann Muskelkrämpfe reduzieren, Spannungen abbauen und deinen Geist auf natürliche Weise beruhigen.
2. MASSAGE
In der ayurvedischen Tradition wird die regelmäßige Ölmassage (snehana) als hochwirksame Therapieform für alle Arten von Beschwerden verehrt. Die Massage trägt zur Schmerzlinderung bei, weil sie Vata reguliert, Gelenk- und Muskelsteifheit lindert, die Durchblutung fördert, Giftstoffe mobilisiert und den Körper entspannt. Such dir einen qualifizierten Therapeuten, zu dem du einmal im Monat, besser noch einmal pro Woche gehst. Ist das finanziell nicht möglich, gönne dir einfach täglich eine Selbst-Ölmassage.
3. ERNÄHRUNG
Auch Ernährung ist ein mächtiger Heiler. Führe einen Monat lang eine Vata-entlastende Diät mit warmen, feuchten, mild gewürzten, nahrhaften Lebensmitteln durch und beobachte, was sich dadurch ändert. Süßer, salziger und saurer Geschmack ist vata-beruhigend – achte nur darauf, natürliche und gesunde Quellen für Süßigkeiten zu finden, beispielsweise reife Pflaumen, Birnen oder Datteln, und es nicht zu übertreiben. Übermäßiges Essen erhöht Vata.
4. SANFTES ASANA
Schmerzen führen nicht selten zu eingeschränkter Bewegung. Dehnen und bewegen wir uns aber nicht ausreichend, verschlimmert dies das Problem nur. Giftstoffe sammeln sich dort an, wo Stagnation und Stau im Körper herrschen, was wiederum Schmerzen verursacht. Das Aktivieren unserer Muskeln mit sanften Asanas löst die Stagnation, indem Blut, Lymphe und Gelenkflüssigkeit mobilisiert werden. Schon 15 Minuten Dehnung jeden Morgen oder Abend machen einen immensen Unterschied.
Hier habe ich eine Yoga Therapie Stunde für dich vorbereitet, inklusive Tapping Methode am Ende. Probiere es aus!
5. AROMATHERAPIE
In Studien wurde nachgewiesen, dass die ätherischen Essenzen von Rosmarin und Thymian die muskuläre Durchblutung fördern und Wärme erzeugen. Pfefferminze und Myrte können vorübergehend schmerzlindernd wirken. Gib ein paar Tropfen in einen Aroma-Diffusor, ein heißes Bad oder dein Massageöl und genieße die Wirkung.
Bevor du ätherische Öle auf der Haut verwenden, teste sie zuerst an einer kleinen Stelle.
6. KRÄUTER
Kurkuma und Ingwer helfen, entzündliche Schmerzen zu lindern, während Baldrian, Kava Kava, Kamille, Skullcap, Passionsblume, Hopfen und Jatamansi (der “indische Baldrian”) gegen spannungsbedingte Schmerzen helfen. Und da chronische Schmerzen oft eine Kombination aus Entzündung und Anspannung sind, werden diese Kräuter häufig in Kombinationspräparaten verkauft. Sie sind online und in vielen Naturkostläden erhältlich.
10. Ayurvedische Therapiemethoden bei chronischen Schmerzen
Der ayurvedische Behandlungsansatz zielt jeweils auf die vollständige Harmonisierung von Vata ab, sowohl in Bezug auf die Zunahme als auch auf die Abnahme in den verschiedenen Bereichen des Körpers. Dies wird durch Vata befriedende Behandlungen erreicht, indem die Kanäle des Körpers gereinigt werden und eine allgemeine Reinigung (shodhana) angewendet wird. Sudation, eine Schwitztherapie, und Therapienmethoden, die den Körper mit verschiedenen Mengen an Wärme und Öl stimulieren, sind sehr wirkungsvoll bei der Kontrolle chronischer Schmerzen.
Sudationstherapie: Bei dieser Methode werden verschiedene trockene oder flüssige Hilfsmittel, beispielsweise Sand, Öle oder Milch, eingesetzt, um den Körper zum Schwitzen zu bringen und dadurch die Drüsen und Kanäle des Körpers zu reinigen.
Takra Dhara: Diese Methode ist ein spezieller Kopfguss mit medizinischer Buttermilch.
Taila Dhara: Statt mit Buttermilch wird bei dieser Methode mit Öl gearbeitet, das auf den Kopf gegossen wird.
Ganzkörper-Dhara: Mit lauwarmen Flüssigkeiten, wie Öl und medizinische Milch, wird der ganze Körper gesalbt und gereinigt, um Vata auszugleichen.
Abhyanga: Diese Ölmassage erhöht die Durchblutung aller Muskelgruppen.
Udvartana : Bei dieser Pulvermassage mit speziellen Pulvern werden im Körper gespeicherte Fette und andere Giftstoffe verflüssigt und über das Lymphsystem abtransportiert. Dadurch wird das Blut gereinigt und Stauungen der Körperflüssigkeiten aufgelöst.
11. Abschließende Bemerkung
Zurück zu meiner 14-jährigen Klientin. Durch gemeinsame Arbeit mit Yoga Therapie und ayurvedischen Methoden konnten wir ihre Schmerzen fast gänzlich reduzieren, die Begleitsymptome verschwanden. Heute führt sie ein normales Leben als Studentin.
Möchtest du auch das Thema chronische Schmerzen angehen, dir endlich Erleichterung verschaffen und deine Lebensfreude zurückholen? Mein lang gehegter Traum, ein spezielles » Programm für Betroffene von chronischen Schmerzen anzubieten, ist endlich erfüllt. Ich freue mich, wenn dich mein Programm unterstützen kann.
Namaste, ich bin Ilana
Ich bin die Gründerin von Healing Wisdom.
Ich bin zertifizierte Ayurveda-Praktikerin, Yogalehrerin und Yogatherapeutin. Seit über 25 Jahren unterrichte ich Hatha Yoga und Meditation. Mein Stil, Healing Wisdom, ist aus mehreren Traditionen zusammengefasst, die mich in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst haben: Anusara, Hatha Flow, Yoga Therapie, Ashtanga, Iyengar, Restorative, Katonah und Ayurveda.
Healing Wisdom Yoga schöpft aus dem Ayurveda, der Yogaphilosophie und dem Leben selbst und versteht es, tiefe Lehren aus den heiligen Schriften zu nehmen und sie mit Klarheit und Einfachheit zu vermitteln.
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