Die Weltbevölkerung wird immer älter und damit wächst die Zahl der Demenzerkrankten stetig an. Die derzeitige konventionelle medikamentöse Therapie ist wenig wirksam, weswegen das Interesse an nicht-pharmakologischen Ansätzen der Komplementär- und Alternativmedizin groß ist. Auch Yoga Therapie und Ayurveda können einen Beitrag zur Linderung der Demenzsymptome und zur Demenz Vorbeugung leisten.

1. Was ist Demenz und wie entsteht sie?

Bei Demenz werden Hirnzellen geschädigt und abgebaut, was die Kommunikation der Gehirnzellen untereinander mehr und mehr erschwert. Das wiederum beeinträchtigt im Krankheitsverlauf zunehmend das Denken, Verhalten und die Emotionen der Betroffenen.

Das Gehirn besteht aus vielen verschiedenen Regionen, die jeweils für unterschiedliche Funktionen zuständig sind, z. B. Gedächtnis, Urteilsvermögen, Emotionsverarbeitung oder Bewegung.

Die verschiedenen Arten von Demenz sind in verschiedenen Regionen des Gehirns besonders zu erkennen. Bei der Alzheimer-Demenz werden beispielsweise die Hirnzellen des Lern- und Gedächtniszentrums oft als erste geschädigt. Aus diesem Grund ist Gedächtnisverlust oft eines der ersten Symptome von Alzheimer.

Während Denk- & Gedächtnisprobleme, die im Rahmen von anderen Erkrankungen wir Depressionen, Schilddrüsenproblemen oder Vitaminmangel auftreten, mit Behandlung der Erkrankung wieder verschwinden können, sind die Veränderungen des Gehirns bei Demenz irreversibel.

Uns ist wichtig zu erwähnen: Auch wenn Demenz bei Menschen ab 65 Jahren gehäuft auftritt, ist diese Krankheit kein typischer Bestandteil des Alterns.

2. Warum tritt Demenz auf?

Aus medizinischer Sicht gibt es immer noch keine eindeutige Ursache. Verschiedene Faktoren wie Alkoholkonsum, Stress, Ernährung, Bluthochdruck, Übergewicht scheinen eine Rolle zu spielen.

In der Psychosomatik wird die Demenz als Ausweg aus dem Leben erklärt. Innere und äußere Themen und Konflikte, die im Laufe des Lebens nicht geklärt wurden, sorgen für den Rückzug aus dem aktiven Leben in innere Welten. Ob dies aus einer Art Flucht vor den belastenden Themen geschieht, oder um sie in Ruhe innerlich klären zu können, ist unklar.

Eine weitere Theorie ist, dass starke Angst vor dem Tod häufig in dieses Zwischenstadium der Demenz führt.

In meiner Praxis habe ich in den letzten 30 Jahren Demenz oft auch in Verbindung mit starken Traumata gesehen. Ich habe beispielsweise Kriegsflüchtlinge oder Soldaten durch die Demenz begleitet. Diese Klienten hatten nicht mehr das Bedürfnis, sich selbst im Hier und Jetzt, in Ganzheit zu erleben. Sie lebten zum Großteil bereits in einer Welt, der jenseits der Grenzen unserer Existenz liegen.

3. Unser Ayurveda Experte Andreas Dörr erklärt Demenz so

„Aus ayurvedischer Perspektive spielt bei der Demenz das Vata Dosha eine entscheidende Rolle und trägt über die Zeit zu einer abnehmenden Gedächtnisleistung bei.

Da der Prozess vom Beginn des Krankheitsbildes bis zu den ersten Symptomen und der vollen Ausprägung viele Jahre dauern kann, ist es aus Sicht des Ayurveda wichtig, präventiv zu arbeiten, bzw. früh durch Diagnostik eine entstehende Demenz zu erkennen.

Sowohl in der Ordnungstherapie (vihara) als auch der Ernährungslehre (ahara) stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, welche individuell angepasst werden sollten. Bei der Ernährung kommt der Verwendung von Ghee (geklärte Butter) eine größere Rolle zu.

Ebenso ist ein funktionierendes Verdauungsfeuer wichtig, um einen guten Aufbau und eine gute Funktion der verschiedenen Körpergewebe erreichen zu können, wozu auch Majja-Dhatu, also das Knochen- und Rückenmark gehört.

Außerdem kann der Einfluss von Risikofaktoren wie z.B. mentale Überlastung, Bluthochdruck oder falsche Atmung durch ein bewusstes Leben vermindert werden.

Aus der Phytotherapie sind bekannte Pflanzen wie Ashvagandha, Brahmi, Curcuma und Guduchi beispielhaft zu nennen. Die Einnahme passender Medikamente erfolgt nach individueller Absprache mit dem Therapeuten.”

Yoga-Demenz

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4. Demenz – was hilft wirklich?

Nach wie vor gibt es keine Methode, Demenz zu heilen. Alle existierenden Therapieansätze zielen darauf ab, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Symptome zu lindern.

In einer kontrollierten Studie konnten Forscher herausfinden, dass regelmäßig praktiziertes Yoga u.a. eine deutliche Auswirkung auf das verbale und visuelle Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns hat.

Meditation und Atemübungen regulieren nicht nur das Nervensystem, sie lehren auch im gegenwärtigen Moment zu sein – ein Aspekt, der insbesondere in Verbindung mit Demenz von größter Bedeutung ist.

Yoga-Demenz

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5. Weitere mögliche Vorteile von Yoga bei Demenz sind folgende

  • Verbesserung des Kreislaufs, der Atmung und der Beweglichkeit, um Stürze zu vermeiden und die Mobilität zu erhalten
  • Verbesserte Körperwahrnehmung: erhöhte Interozeption (Wahrnehmung von Signalen im Körper), Propriozeption (Wahrnehmung des Körpers im Raum) und Kinästhesie (Bewegungswahrnehmung).
  • Verbesserte Funktion der Aufmerksamkeitsnetzwerke, die dabei helfen, aufmerksam und wachsam zu bleiben, Sinnesreize zu sortieren und das eigene Verhalten zielorientiert zu kontrollieren. Dadurch werden u.a. Konflikte mit Mitmenschen reduziert.
  • Bessere Fähigkeit, mit Schmerzen umzugehen
  • höhere Konzentration auf die eigenen Stärken und verbleibenden Fähigkeiten
  • Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens
  • Verbesserte emotionale Selbstregulierung
  • Geringere Reaktivität der Amygdala, was wiederum zu einer geringeren Stressreaktion führt
  • Verbesserte Kommunikation der beiden Hirnhälften über das Nervenband Corpus Callosum, was zu einer besseren Gedächtnisleistung führt.
  • Erhöhung der Telomerase, des Verjüngungsenzyms, das die Zellalterung verlangsamt
  • Die Fähigkeit, die Auswirkungen von chronischem Stress umzukehren

6. Video-Serie

Wir haben eine Video-Serie erarbeitet, die eine wirkungsvolle Begleitung bei Demenz ist. Sie enthält verschiedene Übungen, die bei Demenz förderlich sind.

7. Abschließende Bemerkung

Die Demenz-Diagnose bei meinem Vater im Jahr 2022 hat in mir das dringende Bedürfnis hervorgerufen, Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen Unterstützung anzubieten. So sind die YouTube-Videos auf unserem Healing Wisdom Kanal entstanden.

Ich wünsche mir, dass meinem Vater und anderen Menschen mit Demenz mehr sinnvolle und wirksame Betreuungsmethoden zur Verfügung stehen, die die Lebensqualität optimieren und schöne Erfahrungen im Alltag mit Demenz ermöglichen. Yoga Therapie kann dies schaffen, indem sie Momente der Freude, des Erfolgs, der Beständigkeit, der Entlastung und der Ruhe bietet. Yoga bei Demenz kann Stress minimieren und bietet ein sicheres Umfeld, in dem Vertrauen und Geborgenheit im Vordergrund stehen, sowie Möglichkeiten zum Spielen geschaffen werden.

Vor allem aber kann Yoga Therapie jedem Menschen helfen, sein innerstes Selbst zu entdecken, also den Teil in uns, der unveränderlich ist.

Auch die Unterstützung von Angehörigen ist wichtig. Wir Angehörigen dürfen uns immer wieder daran erinnern, dass es auch bei fortschreitender Erkrankung noch Wege gibt, die Betroffenen zu erreichen. Diese Wege werden sichtbar, wenn wir lernen zuzuhören und zu beobachten. Vielleicht führt der Weg über gesungene Lieder, vielleicht über Berührung oder Bewegung. Auch Menschen mit Demenz sind noch in der Lage zu lieben und geliebt zu werden.

Ilana Begovic
Namaste, ich bin Ilana

Ich bin die Gründerin von Healing Wisdom.

Ich bin zertifizierte Ayurveda-Praktikerin, Yogalehrerin und Yogatherapeutin. Seit über 25 Jahren unterrichte ich Hatha Yoga und Meditation. Mein Stil, Healing Wisdom, ist aus mehreren Traditionen zusammengefasst, die mich in den letzten Jahrzehnten stark beeinflusst haben: Anusara, Hatha Flow, Yoga Therapie, Ashtanga, Iyengar, Restorative, Katonah und Ayurveda.

Healing Wisdom Yoga schöpft aus dem Ayurveda, der Yogaphilosophie und dem Leben selbst und versteht es, tiefe Lehren aus den heiligen Schriften zu nehmen und sie mit Klarheit und Einfachheit zu vermitteln.